Als Bewerber gekonnt die eigenen Stärken herausfinden und ausformulieren
Wer sich bewirbt, wird sehr früh mit der Frage nach den eigenen Stärken konfrontiert. Bereits bei der Stellensuche und der Erstellung der Unterlagen taucht die Überlegung auf: Was will ich eigentlich, was kann ich und wer bin ich? Manche Menschen finden darauf problemlos und schnell zufriedenstellende Antworten – andere tun sich schwer und wissen oft gar nicht, wo sie anfangen sollen.
Für diese Personengruppe (und glauben Sie uns, die Gruppe ist groß, Sie sind nicht allein!) haben wir Anregungen gesammelt, wie Sie Ihre Stärken erstens herausfinden und zweitens formulieren und präsentieren können.
Teil 1: Die eigenen Stärken erkennen und finden
Oft neigen wir dazu, manche unserer Fähigkeiten für selbstverständlich zu halten, statt sie als Stärke wahrzunehmen und auch so darzustellen. Andere wiederum neigen dazu, die kleinsten Eigenschaften als größte Errungenschaften darzustellen. Vielleicht führen unsere Tipps zur goldenen Mitte zwischen den beiden unterschiedlichen Sichtweisen:
- Überlegen Sie sich, was Sie gerne machen.
Meistens sind das automatisch die Dinge, die wir gut können. Berücksichtigen Sie auch Dinge, die für Sie selbstverständlich sind – das sind oft unsere größten Talente! Während es für Sie ganz normal sein mag, dass Sie Menschen im persönlichen Gespräch leicht überzeugen können, ist das für Ihren künftigen Vorgesetzen vielleicht ein entscheidendes Argument.
- Gibt es Eigenschaften oder Fähigkeiten, für die Sie oft gelobt werden?
Feedback von außen kann sehr hilfreich sein. Wofür erhalten Sie viel Lob oder Anerkennung? Für welche Stärken sind Sie bekannt?
- Fragen Sie andere Personen nach Ihren Stärken.
Nutzen Sie bewusst die Außensicht von Freunden, Familie oder Kollegen. Fragen Sie Menschen, was aus deren Sicht zu Ihren Stärken gehört. Sie werden erstaunt sein, was Sie zu hören bekommen!
- Treten Sie einen Schritt zurück und betrachten sich selbst als Figur einer Geschichte.
Klingt vielleicht komisch, kann jedoch sehr hilfreich sein: Rufen Sie sich eine Situation ins Gedächtnis, in der Sie etwas getan haben, das Ihnen viel Spaß gemacht hat. Das kann beruflicher oder privater Natur gewesen sein. Formulieren Sie die Situation als Geschichte und machen sich selbst zur Hauptfigur darin. Schreiben Sie alles, was Sie getan haben, Schritt für Schritt detailliert auf. Lesen Sie sich die Geschichte dann durch und überlegen, welche Stärken Sie darin erkennen. Geben Sie die Geschichte auch anderen Personen, und fragen sie nach deren Meinung. Je mehr dieser Geschichten Sie sammeln, umso klarer wird Ihr Bild von Ihren Fähigkeiten.
- Sie haben Ihre Stärken gefunden – jetzt fehlt noch eine Priorisierung.
Welche Ihrer Stärken ist Ihnen besonders wichtig? Welche möchten Sie unbedingt beruflich einsetzen können? Und was können Sie zwar gut, machen es aber trotzdem nicht so gerne? Erstellen Sie eine Prioritätenliste, welche Stärken für Ihre berufliche Entwicklung wichtig sind, und welche weniger. Das hilft Ihnen, den passenden Job zu finden.
Teil 2: Stärken in der Bewerbung und im Vorstellungsgespräch formulieren und präsentieren
Bewerbung enthält „Werbung“ – nur zu viel Werbung wird oft als unangenehm oder Angeberei aufgefasst. Wie also stellen Sie Ihre Stärken klar in den Fokus, ohne zu übertreiben?
- Geben Sie Ihren Stärken Namen.
Statt „naja ich kann halt gut mit Menschen“ sollten Sie Ihren Stärken eindeutige Namen geben. Bezeichnungen, mit denen Sie sich wohlfühlen. Für den einen wird das „kommunikationsstark“ sein, der andere sagt „ich bin ein Netzwerker“ und eine dritte Person sagt vielleicht „kundenorientiert“ dazu. Wichtig ist ein konkreter Titel statt unspezifischer Umschreibung.
- Hauchen Sie Ihren klar benannten Stärken Leben ein.
Mit „ich bin innovativ, kreativ und teamfähig“ reißen Sie weder in der Bewerbung noch im Vorstellungsgespräch die Recruiter vom Hocker. Überlegen Sie sich stattdessen, worin sich Ihre Stärken äußern und ergänzen Sie sie jeweils um einen Satz oder Halbsatz. „Ich bin kreativ: mir fallen oft neue Lösungswege ein“ klingt doch schon besser, oder? Und es klingt anders als „Ich bin kreativ, ich habe ein Auge für Gestaltungselemente und Farben“. Schon haben Sie Ihre Stärken präzisiert und konkret mit Leben gefüllt.
- Präsentieren Sie Ihre Stärken mit konkreten Beispielen – etwa mit der STAR-Methode.
STAR steht für Situation, Tätigkeit, Aktion und Resultat. Bleiben wir beim Beispiel „kreativ“. Überlegen Sie sich, in welcher konkreten Situation Sie kreativ waren. Beispielsweise „Als dieses und jenes Hindernis auftrat, mussten wir schnell eine Lösung finden, um den Zeitplan einhalten zu können.“ Nun zur Tätigkeit: Was war Ihre Aufgabe dabei? „Ich sollte zusätzlich zu meinen Aufgaben noch weitere Bereiche übernehmen.“ Jetzt die Aktion: Wie haben Sie das Ganze gelöst? „Stattdessen habe ich einen Workaround entwickelt, der zwar nicht so effizient war, wie die ursprüngliche Vorgehensweise, aber es uns immerhin ermöglicht hat, den Zeitplan einzuhalten.“ Schließlich das Resultat: Wie sah das Ergebnis aus? „Letztlich konnten wir den Zeitplan dank meines etwas unkonventionellen, aber funktionalen Workarounds einhalten und unser Kunde war zufrieden.“
Auch wenn es nicht unbedingt einfach ist, die eigenen Stärken erstens zu erkennen und zweitens darzustellen: Mit ein wenig Zeit und den richtigen Methoden wird diese Herkulesaufgabe absolut machbar. Und danach kann es weitergehen – oder überhaupt erst richtig losgehen – mit Ihren Bewerbungsplänen. Wir drücken die Daumen!