Ciao Krawatte – Wie sich Business-Dresscodes wandeln und welche Outfits sich heute noch eignen
Jahrzehntelang war sie das ultimative Statussymbol für den erfolgreichen Geschäftsmann: die Krawatte. Stellte der gebundene Halsschmuck bis vor wenigen Jahren noch für viele Branchen und Positionen ein Muss im Büro und auf dem Bewerbungsfoto dar, kann Mann heute auch ohne bestens angezogen sein. Wie businesstauglicher Dresscode ohne Krawatte aussehen kann? Wir haben ein paar Empfehlungen für Job und Bewerbung zusammengestellt.
Rund 14 Millionen Krawatten im Jahr wurden vor 2014 noch nach Deutschland importiert, zehn Jahre später waren es nur noch knapp fünf Millionen. Bei den Ausfuhren sieht der Trend genau so aus, Krawatten-Exporte sanken im vergangenen Jahrzehnt um 60 Prozent. Über die Gründe kann spekuliert werden: Die Pandemie und das damit verbundene starke Aufkommen von Homeoffice kommt natürlich schnell in den Sinn und hat in der Mode generell einen Trend zu mehr „Casual Wear“ ausgelöst. Eine Begründung für die Zehn-Jahres-Entwicklung kann sie jedoch nicht liefern. Zumal inzwischen immer mehr Firmen ihre Angestellten zurück ins Büro rufen.
Weniger strenge Kleiderordnung in Büros
In vielen Unternehmen wurden strenge Kleiderordnungen auch schon vor Corona Stück für Stück im wahrsten Sinne des Wortes gelockert. Am längsten halten konnte sich die Krawatte als absolute Karriere-Voraussetzung und vermeintlicher Kompetenz-Beweis in der Banken- und Versicherungsbranche. Doch selbst hier stirbt das gute Stück langsam aus, beispielsweise hat 2020 die Bayerische Landesbank die Krawattenpflicht gestrichen.
Dresscode fürs Bewerbungsfoto – gründliche Recherche vorab empfohlen
Wie aber ist Mann denn nun dann gut gekleidet im Büro und vor allem auf Bewerbungsfotos unterwegs? Wir empfehlen in beiden Fällen die goldene Mitte zwischen „das trägt das Umfeld“ und „darin fühle ich mich wohl“. Achten Sie also vor allem bei Bewerbungen darauf, in welcher Branche oder welchem Unternehmen Sie sich vorstellen möchten. Investieren Sie ein wenig Zeit in die Recherche vorab und finden Sie heraus, was „Mann“ auf Ihrem Karrierelevel in diesen Firmen und Bereichen so trägt. Keine Krawatte in Sicht? Dann sollten auch Sie besser auf den Querbinder verzichten. Finden Sie mal Fotos mit und mal ohne? Dann haben auch Sie die Wahl und können entscheiden, womit Sie sich wohlfühlen. Stoßen Sie bei Ihrer Recherche ausschließlich auf Hoodies und Shirts, sollten Sie tunlichst die Finger von Anzug und Krawatte lassen.
Gut und businesstauglich gekleidet ganz ohne Krawatte – mögliche Outfit-Kombinationen
Gut gekleidet auch ohne Statussymbol um den Hals – dafür gibt es mehrere Möglichkeiten. Wichtig ist die bereits erwähnte Balance zwischen „im Berufsumfeld üblich“ und „für mich persönlich gut tragbar“. Am engsten dran an am früheren klassischen Business-Chic ist der Anzug mit Hemd aber eben ohne textilen Halsschmuck. Eine Stufe weniger förmlich wäre Hemd und Sakko kombiniert zur Jeans – was im Büro natürlich sichtbar ist, bei Videokonferenzen oder Bewerbungsfotos aber quasi unter den Tisch fällt.
Sakko und T-Shirt ist bereits recht modern und locker, wahrt durch das Sakko aber noch ein gewisses Maß an Büro-Style. Für ein konservatives Umfeld empfehlen wir diese Kombination nicht, für ein Start-up oder eine Spezialisten-Position statt höherer Führungsrolle kann das aber gut passen. Minimal weniger hipp aber ähnlich locker wirkt ein Hemd ohne Sakko. Deutlich gesetzter präsentiert sich das Zusammenspiel von Hemd und Strickpullover, quasi der klassische BWL-Style. Für traditionsbewusste Unternehmen, die sich gerne bodenständig präsentieren, kann das ein angebrachtes Outfit sein. Sonstige Formen von „nur T-Shirt“ oder „nur Pulli“ bis hin zum Oversize-Hoodie empfehlen wir nur für berufliche Umfelder, die sich selbst gerne als jung, frisch und „anders“ inszenieren – und für Personen, die sich in diesen Outfits wirklich wohl fühlen.