Homeoffice oder Büro – Wo wird produktiver gearbeitet?
Vor ein paar Jahren noch eher eine Seltenheit, über die Corona-Pandemie zur gängigen Praxis geworden und inzwischen kontrovers diskutiert: Homeoffice. Immer mehr große Firmen rufen ihre Mitarbeitenden zurück ins Büro, namhafte Unternehmer liefern sich über die Medien einen halböffentlichen Schlagabtausch über das Pro und Kontra von Homeoffice und Präsenzkultur. Wir haben ein paar Stimmen und Meinungen gesammelt und gewähren einen kurzen Einblick in unsere tägliche Arbeitswelt.
Zahlen zum Homeoffice
Beginnen wir mit ein paar Zahlen: Einer Studie des ifo-Instituts zufolge, bei der knapp 9.000 Unternehmen befragt wurden, waren im Februar noch knapp ein Viertel der Arbeitnehmer zumindest teilweise von zu Hause aus tätig. Der Anteil an Homeoffice unterscheidet sich (logischerweise) stark von Branche zu Branche, ist aber insgesamt seit zwei Jahren ziemlich konstant. Und das, obwohl mehrere große Konzerne seit einiger Zeit strengere Regeln für ihre Mitarbeitenden vorgeben und auf eine Rückkehr zur Präsenzkultur setzen. Ob SAP, die Telekom, Volkswagen oder die Deutsche Bank: Der Anteil an Homeoffice wird per Dekret reduziert, die Anzahl an Arbeitstagen mit Anwesenheitspflicht im Büro nimmt zu.
Gespaltene Meinungen zu Homearbeit
Auf die Spitze treiben es Unternehmer wie Wolfgang Grupp: Der Trigema-Chef wird im Tagesspiegel zitiert mit der Aussage: „Wenn einer zu Hause arbeiten kann, ist er unwichtig“. Es folgt die Schlussfolgerung: Wer von daheim aus arbeiten wolle, könne sich bei ihm auch gleich arbeitslos melden. Prominenten Gegenwind erhielt der 81-Jährige vom Unternehmer-Kollegen Carsten Maschmeyer. Der ließ über die Bild-Zeitung verlauten: „Wenn du jemandem nicht zutraust, zu Hause zu arbeiten, hättest du ihn gar nicht erst einstellen sollen.“ Aus seiner Sicht zählt weniger die am Schreibtisch verbrachte Arbeitszeit und mehr das Ergebnis. Außerdem sieht er sowohl bei der Büro-Arbeit als auch bei der Homearbeit zuhause Vorteile und Stärken: Die eigenen vier Wände könnten eine ruhige Umgebung für sehr konzentriertes Arbeiten bieten, das gemeinsame Büro der bessere Ort für kreative Zusammenarbeit und das Pflegen des Teamgeistes.
Pro und Kontra Homearbeit
Losgelöst von den genannten Firmen und Managern haben wir eine kleine Pro- und Kontra-Liste zur Frage Homearbeit oder Büro zusammengestellt:
Pluspunkte von Präsenzarbeit im Büro
- Einfache Abstimmung mit Vorgesetzten und Kollegen – man sieht sich ja sowieso ständig.
- Funktionierender Flurfunk – in Unternehmen, bei denen wichtige Infos gerne mal in der Kaffeeküche statt in offiziellen Meetings kommuniziert werden, kann es entscheidend sein, im Büro den ganzen Kaffeeklatsch mitzunehmen.
- Im Idealfall verfügen Büros über funktionale Technik und eine ergonomische Ausstattung.
- Weniger Koordinationsaufwand für Führungskräfte: Wenn einfach immer alle da sind, ist es einfacher, gemeinsame Termine für Besprechungen zu finden. (Funktioniert aber auch nur, wenn alle brav Vollzeit arbeiten.)
Vorteile von Homearbeit
- Für konzentriertes Arbeiten lassen sich (vorzugsweise nach Rücksprache/Ankündigung) stille Zeiten einrichten, in denen Telefon, Mail-Postfach und Teams-Chat einfach mal ausgeblendet werden.
- Ohne Kaffeeklatsch läuft so ein Arbeitstag deutlich produktiver ab. Plus: Wer im Homeoffice mal kurz ausstempelt, um alleine die Spülmaschine auszuräumen oder die Waschmaschine zu bestücken, bleibt mit dem Kopf oft trotzdem bei der Arbeit und hat möglicherweise durch die Kombination von Bildschirmpause und Bewegung eine zündende Idee – während nebenbei der Haushalt erledigt wird. Win-Win!
- Zuhause ist jeder selbst für sein Equipment zuständig, zumindest für das Mobiliar. Wer sich nicht kümmert, holt sich am Küchentisch Rückenschmerzen, wer sich dahinterklemmt, erfüllt sich vielleicht den Traum vom Laufband unterm Schreibtisch und bleibt aktiv fit – hier ist Eigenverantwortung gefragt.
- Die Zeit, die sonst für den Arbeitsweg draufgeht, kann bereits am Schreibtisch genutzt werden.
- Beim Stichwort Fachkräftemangel macht es Remote-Arbeit möglich, bundesweit nach geeigneten Spezialisten zu suchen, statt nur direkt vor der Haustür.
Einblicke in den Arbeitsalltag bei Tillmann Consulting
Wir arbeiten digital und im Homeoffice – und wir lieben es! Gerade bei konzentrierten Kundengesprächen, der fokussierten Erarbeitung und Konzeptionierung von Inhalten und Kernbotschaften und dem Verfassen professioneller Texte für unsere Bewerbungen brauchen wir Ruhe. Da bieten eng beieinanderstehende Schreibtische und die Tastaturgeräusche von Nebenan einfach keinen Mehrwert. Gleichzeitig haben wir feste Termine mit dem gesamten Team, die sowohl einen transparenten Informationsfluss sicherstellen als auch Zeit für Teambuilding und soziales Miteinander bieten. So ist selbst bei der hochkonzentrierten Stillarbeit klar: Beim Wunsch nach einer zweiten Perspektive oder einem kurzen Feedback sind die kompetenten Kolleginnen nur eine Teams-Nachricht oder einen Anruf weit entfernt.
Gut, manchmal muss man kurz warten, weil das eine Teammitglied das schöne Wetter gerade für einen Spaziergang nutzt oder kurz im Keller die Wäsche aufhängt. Aber: Wir wissen, dass die Rückmeldung kommt, so schnell es geht – gerade nach kurzen Auszeiten weg vom Schreibtisch mit ganz neuem Input und frischer Motivation. Übrigens wäre uns dreiköpfiges Team quasi um einen Kopf kleiner, wenn wir auf eine strenge Präsenzkultur setzen würden. Zwischen unserem „Headquarter“ im Schwarzwald und unserer „Außenstelle“ in Bayern liegen nämlich rund 400 Kilometer – definitiv zu weit für tägliches Pendeln.