Moderne Karriereplanung: Puzzle statt Leiter, Flexibilität statt automatischem Aufstieg
Der Arbeitsmarkt verändert sich im Moment ziemlich rasant. Stellenprofile erweitern sich, Kompetenzprofile verändern sich und der nächste Karriereschritt ist plötzlich nicht mehr glasklar und erfolgt nahezu automatisch, sondern kann in ganz unterschiedliche Richtungen erfolgen. Viele Unternehmen und Berufsbilder befinden sich im Umbruch, und damit verändern sich die Anforderungen an verschiedene Positionen. Was das für die strategische Planung der eigenen Karriere bedeutet und wie eine Analyse von Standort, Zielen und Trends helfen kann.
Jobprofile im Wandel
Starten wir mit konkreten Zahlen: In der Studie „Workforce Transformation“ (durchgeführt 2020 u.a. vom Outplacement-Spezialisten von Rundstedt) wurden 540 HR-Verantwortliche aus mittleren und großen Unternehmen gefragt, wie stark sich aus ihrer Sicht die Anforderungsprofile für verschiedene Berufe verändert haben oder sich noch verändern werden. Die Antworten sind eindeutig: Die große Mehrheit (61 %) der Befragten erwartet, dass sich künftig mehr als 11 Prozent der Jobprofile verändern werden. Knapp ein Viertel (24 %) rechnet damit, dass mehr als 26 Prozent der Jobprofile vom Umbruch betroffen sein werden. Und dieser Wandel hat bereits begonnen: Bei jedem dritten der befragten Unternehmen haben sich zwischen 2017 und 2020 bis zu einem Viertel der Anforderungsprofile verändert. Bei 15 Prozent der Unternehmen war sogar jedes zweite Profil betroffen.
Was bedeuten wandelnde Anforderungen für die eigene Karriere?
Wie so oft hat diese Entwicklung Vor- und Nachteile. So entstehen beispielsweise durch diese Aufweichung starrer Kompetenzprofile vielfältige Karrieremöglichkeiten. Der Wechsel zwischen verschiedenen Stellen und Branchen wird einfacher, und das mehrfache Einarbeiten in neue Themen sowie die Veränderung von Projekt- in Führungsrollen und wieder zurück wird normaler. Gleichzeitig werden Eigenschaften wie Flexibilität und Resilienz sehr viel entscheidender als bisher und die Vielfältigkeit der möglichen beruflichen Weiterentwicklungen kann ziemlich unübersichtlich werden.
War früher eine Karriere meistens eine recht gerade Entwicklung, ähnlich einer Leiter, gleicht sie heute eher einem Puzzle.
Caroline Tillmann | Ihr Co-Pilot im Bewerbungsprozess„Aufwärts“ oder „geradeaus“ sind längst nicht mehr die einzigen möglichen Richtungen, stattdessen gibt es auch horizontale oder gar diagonale Bewegungen auf neue Felder mit neuen Aufgaben. Klar ist aber auch: Lebenslanges Lernen und das Aneignen neuer Kompetenzen wird immer wichtiger und zur wichtigen Voraussetzung für viele Karriereschritte.
Karriere planen und Möglichkeiten entdecken mit einer Standort-, Ziel- und Trendanalyse
Um in dieser Vielfältigkeit nicht den Überblick zu verlieren, kann eine regelmäßige Betrachtung der eigenen Ist-Situation und der persönlichen Ziele helfen. Ebenfalls wichtig ist eine Trendanalyse, also die Frage, welche Kompetenzen, Berufsfelder oder Branchen künftig verstärkt gefragt sein werden. So lässt sich im Idealfall das eigene Potenzial mit den Marktentwicklungen abstimmen. Das Ergebnis: Jeder kann daran arbeiten, zum möglichst begehrten Arbeitnehmer zu werden – ob in der Produktion oder der Chefetage.
Vor dem nächsten Karriereschritt: Den eigenen Standort bestimmen
Am Anfang jeder Karriereplanung steht die Definition der eigenen Fähigkeiten und Stärken. Hilfreich bei der Einschätzung der persönlichen Kompetenzen sind Fragen wie
- Was fällt mir leicht und führt zu guten Ergebnissen?
- Wofür bekomme ich positives Feedback?
- Mit welchen Stärken habe ich bisher Erfolge erzielt oder Herausforderungen bewältigt?
So lässt sich das theoretische Wissen, dass aus Ausbildung, Studium oder Weiterbildungen stammt, gezielt um praktische Kenntnisse erweitern.
Bei der Karriereplanung hilft ein konkretes Ziel
Neben dem Bewusstsein über die eigenen Kompetenzen braucht die Planung des nächsten beruflichen Entwicklungsschritts auch ein Ziel. Unterstützende Fragen können sein:
- Was will ich (Sinnhaftigkeit, räumliche Veränderung, Geld, Verantwortung…)?
- Was macht mich zufrieden bei/mit der Arbeit?
- Wie viel bin ich bereit, für eine Veränderung zu investieren (Zeit/Geld/Energie)?
So wird schnell klar, wo die Reise hingehen soll, und vor allem ob der persönliche Ehrgeiz auch zum festgesteckten Ziel passt.
Entwicklungen am Arbeitsmarkt in der eigenen Karriere berücksichtigen
Bevor es daran geht, sich auf konkrete Positionen zu bewerben oder den möglichen Weiterbildungsbedarf für die Erreichung der Wunschposition zu planen, ist ein Blick auf den Arbeitsmarkt wichtig. Wird das angestrebte Berufsfeld auch in ein paar Jahren noch existieren, und welche Anforderungen werden heute und vermutlich in Zukunft daran gestellt werden? Hier hilft natürlich ein Blick auf aktuelle Ausschreibungen. Mindestens genauso wichtig ist allerdings der Blick nach vorne: Welche Entwicklungen sagen Experten, Branchenverbände oder auch die Wissenschaft voraus? Diese Fragen sind sowohl mit Blick auf künftig angestrebte Rollen als auch hinsichtlich der aktuellen Position relevant.
Karriere strategisch aufbauen und entwickeln
Wer alle drei Analysen geschafft hat, kann nun sehen: Welche Kompetenzen sind bereits da, zu welchen künftigen Entwicklungen am Markt und damit zu welchen Berufsbildern und Aufgaben passen sie, welche Fähigkeiten werden gegebenenfalls noch benötigt und wie passt das alles zu den eigenen Zielen. Und dann kann es losgehen, wahlweise mit der Planung der nächsten Fortbildungen und Qualifizierungsmaßnahmen oder direkt mit der Suche passender Stellen und der Erstellung von Bewerbungsunterlagen. Wer sich mit den Analysen schwer tut, kann sich dabei natürlich auch professionell unterstützen lassen, etwa mit einem Coaching. Wir wünschen gutes Gelingen!