Topmanager in Deutschland – Das Thomas-Prinzip und die fehlende Vielfalt
Kleider machen Leute, so heißt es. Und Namen machen Karriere? Topmanager in Deutschlands Führungsetagen dominieren überwiegend Männer – meist Betriebswirte oder Ingenieure über 50, häufig mit klangvollen Namen wie Thomas, Michael oder Stefan. Aber was hat der Vorname mit der beruflichen Position zu tun? Mehr, als viele vermuten. Das „Thomas-Prinzip“ beschreibt ein Muster, nach dem in vielen Unternehmen Spitzenpositionen besetzt werden. Topmanager folgen dabei oft einem vorhersehbaren Schema. Wir erklären diesen Kreislauf, was dahinter steckt und wie er durchbrochen werden kann.
Die Realität in Deutschlands Führungsetagen
Geschäftsführer oder Vorstände deutscher Unternehmen sind im Schnitt zwischen 50 bis 60 Jahre alt, männlich, und haben oft einen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften oder Ingenieurwesen. Häufig tragen sie Namen wie Stefan, Michael, Andreas – oder eben Thomas. Alles nur Klischee? Leider nicht.
Bereits 2017 veröffentlichte die deutsch-schwedische AllBright Stiftung in ihrem Gleichstellungsbericht aufschlussreiche Zahlen: 93 Prozent der Vorstände von an der Frankfurter Börse notierten Unternehmen waren männlich, fünf Prozent davon hießen Thomas. In einer weiteren Studie der Stiftung aus dem Jahr 2022 blieb das Bild weitgehend unverändert: 86 Prozent der Vorstände börsennotierter deutscher Unternehmen waren Männer. Wenn man die Unternehmen nach der Anzahl der Frauen an der Spitze betrachtet, wird es noch trauriger: 81 Unternehmen haben keine einzige Frau an der Spitze und nur 9 Unternehmen haben mindestens 40 Prozent Frauen in der Geschäftsführung. Beim Rest (70 Unternehmen) ist in der Regel eine Frau in Vorstand oder Geschäftsführung vertreten. Auch in großen familiengeführten Unternehmen wie Bosch oder Aldi sind 92 Prozent der Geschäftsführer männlich.
Auch im Topmanagement gilt: Gleich und gleich gesellt sich gern
Warum spielt der Name Thomas eine so große Rolle? Er verdeutlicht ein einfaches und menschliches Prinzip, das bei der Besetzung von Spitzenpositionen oft zur Anwendung kommt: „Gleich und gleich gesellt sich gern“. Wer über die Besetzung neuer Positionen entscheidet, wählt oft jemanden aus, der über ein ähnliches Kompetenzprofil und vergleichbare Erfahrungswerte verfügt. Der Gedankengang: „Was ich kann, kann der auch – er hat ja eine vergleichbare Ausbildung und Laufbahn.“ Diese Denkweise mag in vielen Fällen valide sein und tatsächlich geeignete Kandidaten hervorbringen. Doch führt sie dazu, dass immer wieder „Thomasse“ und „Michaelse“ in die Chefetagen gelangen – und keine „Sabines“ oder „Julias“, geschweige denn „Yusufs“, „Fatimas“, „Jakubs“ oder „Zuzsannas“. Vielfalt? Fehlanzeige.
Wie der Kreis durchbrochen werden kann
Frischer Wind von außen, neue Ideen und andere Sichtweisen haben es schwer, wenn Entscheider-Gremien immer nach dem Motto „gleich und gleich gesellt sich gern“ zusammengesetzt werden. Was hilft? Zunächst einmal das Bewusstsein über das Thomas-Prinzip. Nur wer sich verborgener Denkmuster bewusst ist, kann sie gezielt hinterfragen und bei der nächsten Personalentscheidung aktiv auch andere Kandidaten in Betracht ziehen. Darf Thomas jetzt also nicht mehr eingestellt werden? Doch, natürlich! Aber vielleicht bekommen Julia und Ali jetzt auch endlich eine faire Chance.

Vielfalt und frische Perspektiven sind der Schlüssel zu nachhaltigem Unternehmenserfolg. Das Thomas-Prinzip zeigt uns, wie tief verwurzelte Denkmuster uns daran hindern können, das volle Potenzial unserer Teams zu entfalten. Indem wir bewusst auf mehr Diversität in Führungsetagen setzen, schaffen wir nicht nur Chancengleichheit, sondern fördern auch Innovation und Kreativität in unseren Unternehmen.
Caroline Tillmann - Ihr Co-Pilot im Bewerbungsprozess