29. September 2023Vorstellungsgespräch

Welche Fragen CEOs und Geschäftsführer gerne im Vorstellungsgespräch stellen

In Vorstellungsgesprächen werden immer wieder die gleichen klassischen Fragen gestellt. Um Bewerber näher kennenzulernen und ihre Eignung für die ausgeschriebene Position zu beurteilen, wird nach Stärken und Schwächen gefragt, danach, wo sich das Gegenüber selbst in fünf Jahren sieht, und nach konkreten Erfolgen aus den vergangenen Jahren. Während viele Recruiter auf diese Fragen schwören, gibt es auch viele, die ihre Vorstellungsgespräche ganz anders aufbauen und führen.

Eine kurze Befragung verschiedener Manager auf C-Level hat die persönliche Lieblingsfrage einiger CEOs und Geschäftsführer in Erfahrung gebracht, und wir stellen heute fünf dieser Fragen vor – natürlich inklusive des Hintergrundes, wieso diese Frage gestellt wird und was der Interviewer damit gerne erfahren möchte.

Was haben Sie beruflich zuletzt Neues gelernt?

Dahinter steht die Idee, dass Spitzenkräfte sich gerne und freiwillig weiterentwickeln und bereit sind, lebenslang dazuzulernen – egal, auf welcher Karrierestufe sie sich befinden. Wer hier schnell ein Beispiel nennen kann und im Idealfall noch schildert, was genau die Herausforderung an dem spezifischen Thema war und wie diese überwunden wurde, sammelt wertvolle Punkte.

Gibt es etwas, das Sie in Ihrem Lebenslauf gerne genannt hätten, und das keinen Platz gefunden hat?

Manche Menschen konstruieren ihre Bewerbungsunterlagen als hieb- und stichfesten Schutzschild und präsentieren darin zwar jede Menge Fachkompetenzen, jedoch wenig zur eigenen Person und zum Charakter. (Kurze Anmerkung in eigener Sache: Wir plädieren ja generell für mehr Mut zur Darstellung der eigenen Persönlichkeit in Bewerbungsunterlagen.) Diese Frage zielt genau darauf ab, etwas mehr über den Menschen hinter der beruflichen Fassade zu erfahren. Vielleicht brennt jemand für eine bestimmte Sportart und zeichnet sich auch im Berufsleben durch einen starken Teamgeist aus? Oder eine Bewerberin spielt gerne Schach und unterstreicht damit auch im Privatleben ihre Affinität für strategisches Denken und Knobeln an komplexen Problemstellungen? Vielleicht kommt hier auch ein prägendes Ereignis ans Licht, das zu lange zurückliegt, um im Lebenslauf wirklich detailliert aufgegriffen worden zu sein, den Bewerber aber bis heute prägt und antreibt.

Beschreiben Sie sich in drei Sätzen – was zeichnet Sie aus?

Hier sind gleich mehrere Qualitäten des Gesprächspartners gefragt – vor allem die Fähigkeit, sich kurz zu fassen, klare Botschaften zu formulieren und auf den Punkt zu kommen. Ganz nebenbei wird deutlich, wie reflektiert die Bewerberin ist und wie intensiv sich jemand mit der eigenen Persönlichkeit beschäftigt hat. Die Antworten können vielschichtig sein und Auskunft geben über die Integrität und Werte einer Person ebenso wie über Motivation, Antrieb und Arbeitsmentalität. Tipp am Rande: Drei Sätze bedeutet nicht drei Stichworte, also bitte nicht mit „ich bin kreativ, innovativ und teamfähig“ antworten!

Über wie viel Prozent Ihres Lebens glauben Sie, selbst entscheiden zu können?

Ziel hinter dieser Frage ist es, herauszufinden, ob ein Bewerber gerne aktiv gestaltet oder eher einen passiven Arbeitsstil verfolgt. Initiiert er oder sie gerne und gezielt selbst Veränderungen und hat das Gefühl, die Zügel in der Hand zu haben? Oder fügt sich sie oder er bevorzugt in die bestehenden Strukturen ein und steuert das operative Tagegeschäft innerhalb der vorgegebenen Grenzen? Es gibt hier nicht zwangsläufig eine richtige oder falsche Art zu antworten – es kommt schließlich darauf an, welche Art von Persönlichkeit das Unternehmen für welche Aufgabe sucht.

Wenn Sie Ihr Leben in einer Geschichte zusammenfassen müssten – wie würde die Kurzzusammenfassung dieser Geschichte lauten?

Auch hier geht es um rhetorische Fähigkeiten und darum, sich einigermaßen kurzufassen. Darüber hinaus zeigt die Antwort auf diese Frage auch, ob jemand über ausreichend Fantasie und Abstraktionsvermögen verfügt, um sich auf dieses Gedankenspiel einzulassen. Wer es hier schafft, eine packende Kurzgeschichte zu formulieren, die sowohl Inhalt als auch Gefühle transportiert, schafft es vermutlich auch, als Führungskraft Menschen zu überzeugen oder Geschäftspartner für sich zu einzunehmen.

Unsere Grundüberzeugung ist letztlich immer: Egal welche Fragen im Vorstellungsgespräch gestellt werden, authentisch zu bleiben ist das A & O! Fragen und Antworten auswendig zu lernen, nur um potenziell gewünschte Eigenschaften platzieren zu können, führ aus unserer Sicht nicht langfristig zum Erfolg. Nutzen Sie lieber sowohl gängige als auch ungewöhnlichere Fragen in der Vorbereitung auf Job-Interviews, um sich intensiv mit sich selbst, Ihren Stärken und Prioritäten auseinanderzusetzen. So finden Sie heraus, was Ihnen wirklich wichtig ist, und können diese Botschaften dann im Gespräch sinngemäß abrufen. So sind Sie sprachfähig, ohne wie eine leiernde Schallplatte zu klingen. Wir wünschen für Ihr Interview viel Erfolg! (Und stehen bei Bedarf natürlich gerne als Coach und Sparringspartner zur Seite.)