Wie wir positives Denken lernen können – und wie das im Job und im Alltag helfen kann
Ein schlecht laufendes Projekt, quälende Ungewissheit durch intransparente Umstrukturierungen oder ein gewünschter Jobwechsel, der nicht ansatzweise so gut läuft wie geplant – im Berufsleben gibt es nicht nur rosarote Momente. Es gibt auch zahlreiche Situationen, die wenig Spaß machen, die zu Unsicherheit führen und zu Zweifeln. Das dumme daran ist: Negative Gedanken bringen uns keinen Schritt weiter. Ganz im Gegenteil. Mehrere Studien legen nahe, dass Optimisten nicht nur besser gelaunt sind, sondern auch resilienter, gesünder und dadurch leistungsfähiger. Wir haben den Tag des positiven Denkens am 13. September zum Anlass genommen und uns damit beschäftigt, wie wir lernen können, die Welt ein kleines bisschen mehr durch die rosarote Brille zu betrachten – und inwiefern das besonders im Berufsleben und bei Bewerbungen sehr hilfreich sein kann.
Begriffe wie „Teufelskreis“ und „Abwärtsspirale“ kennt eigentlich jeder. Gemeint sind damit sich selbst verstärkende Systeme und Denkmuster. Nehmen wir das festgefahrene Projekt als Beispiel. Es tut sich nichts, der Zeitplan wurde längst gesprengt und die Kosten steigen ins Unermessliche. Wer jetzt Dinge denkt wie
- noch nie in meiner bisherigen Laufbahn habe ich ein Projekt so in den Sand gesetzt…
- es ist so viel schief gegangen, das kann gar nicht mehr besser werden…
- wie konnte es nur so weit kommen, ich muss einen Fehler nach dem anderen gemacht haben…
manövriert sein Gehirn in eine Sackgasse und sieht nur noch Probleme. Der Teufelskreis hat begonnen und dreht sich und dreht sich… Und das zu einer Zeit, in der Lösungen viel wichtiger wären.
Ursache und Wirkung – was negative und positive Denkweisen bewirken
Woran liegt das denn, dass es uns so leicht fällt, überall schwarz zu sehen? Ganz einfach, an unserem Gehirn. Dessen oberste Priorität ist es nämlich, uns am Leben zu halten. Entsprechend konzentriert es sich automatisch nicht auf die schönen Dinge, die gerade richtig gut laufen, sondern auf die schwierigen Dinge, die tatsächlichen und potenziellen Probleme. In stressigen Situationen wählt unser Gehirn – genauer gesagt die ältesten Teile davon – aus drei Verhaltensmodi aus: Fight, Flight oder Freeze. Heißt wir werden kämpferisch-aggressiv, nehmen Reißaus oder verfallen in Schockstarre. Damals, als wir uns noch vor Säbelzahntigern in Acht nehmen mussten, um zu überleben, war das praktisch. Heute… nun ja.
Wie sollen wir denn jemals eine überzeugende Bewerbung formulieren, in der wir gekonnt unsere Kompetenzen und unsere Motivation darstellen, wenn in unserem Hinterkopf die ganze Zeit eine Stimme Dinge sagt wie
- das letzte Mal hat es doch auch wieder nicht geklappt…
- das hat ja keinen Sinn, ich werde ja sowieso nicht zum Vorstellungsgespräch eingeladen…
- bei so vielen Absagen kann ich wohl gar nicht so viel, wie ich dachte, was für Stärken soll ich denn jetzt noch in einer Bewerbung hervorheben…
Positives Denken lernen – Nachhilfe für unser Gehirn
Was helfen kann, ist tatsächlich positives Denken. Nur ist das oft leichter gesagt als getan – wissen wir! Besonders mit unserem schwarzseherischen Gehirn da oben, das partout nur Probleme sehen will. An dieser Stelle möchten wir die Engelsspirale und ein kleines Glückstagebuch empfehlen. Schon mal gehört? Die Engelsspirale ist das genaue Gegenteil zum Teufelskreis. Die Funktionsweise ist also ähnlich, nur werden hierbei die positiven Gedanken gestärkt, nicht die negativen. Und um diese optimistischere Sichtweise, die die Engelsspirale braucht, um in Gang zu kommen, überhaupt einnehmen zu können, kann das Glückstagebuch helfen. So seltsam es vielleicht klingen mag – notieren Sie einfach jeden Tag drei positive Gedanken, Sichtweisen oder Ereignisse. Das können ganz banale Dinge sein, beispielsweise die Freude über schönes Wetter, ein leckeres Mittagessen oder ein schönes Feedback von Kollegen oder Kunden. So trainieren Sie Ihr Gehirn dazu, vermehrt positive Aspekte wahrzunehmen. Mit der Zeit wird Ihnen und dem lieben Oberstübchen das Erkennen schöner Momente immer leichter fallen – die Engelsspirale beginnt sich zu drehen.
Für Fortgeschrittene empfehlen wir dann, auch in wirklich weniger schönen Situationen gezielt nach einem positiven Dreh zu suchen. Wenn wir beim simplen Wetterbeispiel bleiben, könnte etwa aus dem Gedanken „Jetzt regnet es schon wieder…“ ein „Die Pflanzen brauchen das Wasser, gut, dass es regnet…“ werden. Oder aus einem meckernden Kollegen oder Kunden, der mit irgendetwas unzufrieden ist und sich mit Feedback nicht zurückhält, wird der Gedanke „daraus habe ich dies und jenes gelernt und mich weiterentwickelt“. Zugegeben, vielleicht liegen ein paar Tage zwischen dem Auftritt der besagten Motzbacke und der Realisierung, dass dieses unerfreuliche Ereignis tatsächlich auch etwas Gutes hatte. Macht ja nichts, dann freuen Sie sich eben ein paar Tage danach und füttern Ihre ganz persönliche Engelsspirale mit leichter Verspätung und einem leisen Lächeln.