Wieso Quereinsteiger immer gefragter werden und wie der Quereinstieg gut gelingt
Einerseits ist es sicherlich der Fachkräftemangel, andererseits vielleicht auch der Wunsch nach dem bewussten Blick über den Tellerrand: Immer mehr Unternehmen lösen sich von starren Anforderungsprofilen und öffnen sich für Quereinsteiger mit anderen Ausbildungshintergründen, fehlenden Abschlüssen oder Branchenerfahrungen. Eine StepStone-Erhebung zeigt beispielsweise: Im vergangenen Jahr wurde der Begriff „Quereinsteiger“ in den Titeln von Stellenanzeigen neunmal häufiger verwendet als noch 2017. Noch viel stärker sei die Suche von Bewerbern nach den Stichworten Quereinsteiger oder Quereinstieg angewachsen. Wir widmen uns daher heute der Frage, welche Besonderheiten es bei Quereinstiegs-Bewerbungen zu beachten gilt und welche Tipps die Bewerbung deutlich aufwerten.
Lineare Lebensläufe – wie wichtig ist der rote Faden im CV?
Schulabschluss, Ausbildung oder Studium und dann dem gewählten Ausbildungsberuf oder der gewählten Studienrichtung schön treu bleiben, am besten dabei noch stetig mehr Verantwortung übernehmen und auf der Karriereleiter nach oben klettern. So sieht der perfekte lineare Lebenslauf aus, und für viele Menschen ist das auch der passende Weg. Der rote Faden und damit das klare Profil des Bewerbers ist in so einem Bilderbuch-Lebenslauf offensichtlich und leicht zu erkennen. Die gute Nachricht: Auch Quereinsteiger können einen roten Faden in ihren Lebenslauf einflechten und an verschiedenen Stellen wichtige Schlüsselaufgaben und Kernkompetenzen hervorblitzen lassen. Wichtig ist dazu vor allem die angestrebte Zielposition. In welcher Rolle soll der Quereinstieg erfolgen und welche Fähigkeiten sind dafür wichtig? Welche der üblicherweise geforderten Skills wurden an den bisherigen Stationen erworben? Wer sich das vorab gründlich überlegt, kann anschließend seinen Lebenslauf gezielt aufbereiten.
Lücken und Kehrtwenden im Lebenslauf – erläutern oder nicht?
Es gibt hundert Gründe, wieso in der persönlichen Lebensgeschichte und damit eben auch im Lebenslauf zeitliche Lücken, Umorientierungen oder Umwege entstehen können. Viele davon sind völlig unproblematisch: Das Jahr Pause nach dem Abitur, die zweite Ausbildung kurze Zeit nach der ersten oder ein paar Semester Romanistik vor dem tatsächlichen Abschluss in BWL sind alle leicht zu erklären. Dass die berufliche Orientierung und der Einstieg ins Berufsleben mit Kehrtwenden verbunden sein können, ist keine Seltenheit und allgemein akzeptiert. Nur wie sieht es mit großen Umbrüchen weit nach dem Berufseinstieg aus? Wenn die Physiotherapeutin plötzlich Vertriebsspezialistin wird oder der Abteilungsleiter zurück auf eine Sachbearbeiter-Position gewechselt hat? Im Lebenslauf gibt es hier die Möglichkeit, eine ganz kurze Wechselmotivation einzufügen, sozusagen der Antrieb hinter diesem Schritt. Natürlich sollten hier positive Gründe im Vordergrund stehen. „Mehr Gehalt“ oder „weniger Stress“ sind zwar absolut valide Gründe, „besseres Nutzen meiner starken Expertise im Bereich XY“ klingt aber einfach besser. Trotzdem sollte die Begründung unbedingt der Wahrheit entsprechen! Ähnlich funktioniert das auch bei Lücken: Sobald diese einen eigenen Namen erhalten, sehen sie gleich viel weniger nach Lücke aus. „Berufliche Neuorientierung“, „Familienauszeit“ oder einfach „Sabbatical“ klingt gleich ganz anders als ein nüchternes „arbeitssuchend“ oder eine scheinbar vertuschte Lücke, die nicht explizit aufgeführt wird.
Motivation für den Quereinstieg – wie klappt die Begründung für den Wechselwunsch?
Wir sind fest überzeugt davon, dass sich Bewerber in den bisherigen Positionen ihres Lebenslaufes wertvolle Kompetenzen angeeignet haben, auch wenn die einzelnen Positionen vielleicht herzlich wenig miteinander zu tun hatten. Und genau diese gilt es nun, herauszuarbeiten und miteinander zu verbinden, natürlich immer abgestimmt auf die gewünschte neue Stelle.
Wir sind hier also wieder bei der Frage, was für die neue Position wichtig ist: Kommunikationstalent oder ein Blick für Zahlen und Daten, technisches Know-how oder ein Gespür für Menschen? Genau für diese Kriterien gilt es nun, Beispiele im bisherigen Werdegang zu suchen und hervorzuheben. So könnte die Physiotherapeutin aus dem vorherigen Beispiel im täglichen Umgang mit Patienten die eigene Überzeugungskraft im persönlichen Gespräch entdeckt haben und möchte diese nun im Vertrieb einsetzen. Egal, wie viele verschiedene Stationen der bisherige Werdegang aufweist, mit der richtigen Betonung lassen sich daraus die benötigten Kompetenzen hervorheben. Wieso soll der Softwareentwickler nicht besonders kommunikationsstark sein, weil er sich stets besonders um die Schnittstellen zu angrenzenden Abteilungen gekümmert hat? Mit ein wenig Offenheit und Kreativität gibt es hier viele Möglichkeiten, um im Anschreiben der Bewerbung darzustellen, inwiefern die eigenen Kompetenzen und die eigene Motivation perfekt zum angestrebten Job und Unternehmen passen. Wichtig ist natürlich auch hier, stets bei der Wahrheit zu bleiben.
Wir wünschen viel Erfolg!